• Muss mein Kind im Kindergarten schon lesen und schreiben können?

    Ein besorgte Mutter fragte mich: „Jetzt kommt mein Kind bald in die Schule und es kann noch nicht lesen und auch nicht schreiben. Das Kind meiner Nachbarin kann das alles schon. Jetzt mache ich mir Sorgen, dass mein Kind Defizite hat und in der Schule nicht mitkommt!“

    „Jedes Kind hat seine sensiblen Phasen,

    in der es in seiner Entwicklung bereit ist, Neues zu lernen bzw. sein Geist offen ist für neue Lernfortschritte“, dies sagte bereits Maria Montessori (Reformpädagogin, 1870 – 1952) vor rund 100 Jahren. Dh. jedes Kind hat sein eigens Lerntempo und wir Erwachsene können noch so darauf beharren, es wird nicht mit Freude den neuen Lernfortschritt machen, wenn er nicht von innen kommt. 

    Ich bin sehr dankbar, dass wir im Kindergarten die Freiheit haben, kindorientiert zu arbeiten. Dh wir folgen keinem fixen Lehrplan, sondern legen auf persönliche Entfaltung und Schulung der Kompetenzen großen Wert. Wenn ein Kind nun das Bedürfnis hat, bereits im Kindergartenalter sich mit dem Rechnen zu befassen, wird dass aufgegriffen und unterstützt. Baut ein Kind in diesem Alter viel lieber tolle Bauwerke und Konstruktionen, wird dies genauso ernst und wahrgenommen. Dies ist auch mathematische Bildung (Statik, Längenmaße, etc.)

    Für uns Eltern heißt das, dass wir die Sache sehr entspannt angehen können. Unsere Kinder sind kleine Wunder, die einem inneren Bauplan folgen und müssen von uns Eltern nicht in eine Richtung gezerrt werden. Wenn mein Kind Ende des Kindergartens nicht lesen, schreiben oder rechen kann, ist dies vollkommen in Ordnung und auch gut so. Dafür gehen sie ja dann in die 1. Klasse und werden auf kindgerechte Weise geschult und gefördert. Passend dazu fällt mir der bekannte Spruch: „Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!“ ein.

  • Mein/e Partner/in hat andere Ansichten als ich

    Beim 4. Modul meines Elterntrainings lautet das Thema: „Eltern sein -Paar bleiben.“ Sehr oft kommt folgende Frage: „Müssen wir in Erziehungsfragen immer einer Meinung sein?“ oder ein Partner ist verärgert, weil der andere nicht die selbe Ansicht teilt.

    Einerseits ist es natürlich verständlich, dass wir gerne hätten, dass unser „Miterzieher“ unsere Konzepte und Wertvorstellungen teilt. Dies ist in der Praxis, jedoch nicht immer umsetzbar.

    Wie kann ich damit umgehen?

    Kinder finden sehr schnell heraus, was bei Papa und was bei Mama erlaubt ist. Und grundsätzlich ist das auch Ok, dass sie zB beim Papa weniger fernsehen dürfen, als bei Mama. Wichtig ist jedoch, dass sich die Eltern nicht gegenseitig in der Rücken fallen. Dh. hat der Papa heute „nein“ gesagt, dann darf die Mama auch nicht „ja“ sagen, denn das würde von den Kindern ausgenützt und würde den Partner ärgern. Ich kann sehr wohl sagen, dass ich es nicht oder schon möchte, jedoch wenn es der Partner so entschieden hat, dann versuchen wir es zu akzeptieren. Die ist ohnehin die Kunst des Familienlebens. Den anderen so nehmen zu können, wie er ist. Toleranz ist ein Wert, der im Elternsein ein zentraler Begriff ist. Die Kinder lernen dadurch, dass jeder seine Ansichten haben darf (vorausgesetzt sie sind nicht diskriminierend oder verletzend). Das nächste Mal bestimmt, dann zB die Mama. Sind die Konflikte sehr groß oder ein Dauerbrenner lohnt es sich eine Familienkonferenz zu halten. Bei dieser dürfen alle ihre Meinung kund tun und es wird versucht ein gemeinsamer Nenner/ Kompromiss zu finden. Sehr wichtig finde ich auch , immer im Gespräch zu bleiben. Emotionen dürfen sein, jedoch sollen diese auf konstruktive Weise ausgelebt werden!