• Generation überbehütet

    Kinder sind uns wichtig. Wir Eltern möchten die Erziehung der Kinder auch gut machen. Diese Motivation und der Wille etwas gut zu machen sind erstrebenswert. Manchmal kann jedoch auch etwas „zu gut gemacht werden wollen“ bzw. was bedeutet gut erziehen überhaupt?

    Unter „zu gut“ erziehen, meine ich ein zu gut gemeintes Erziehen. Eine Erziehung, die vor lauter Liebe und Selbstaufopferung, keine Fehler erlaubt. Muss ich als Eltern perfekt sein? 

    Meine Antwort dazu lautet, ganz klar: „Nein“.

    Bitte strebt vieles an, jedoch keine Perfektion in der Erziehung! Unter dieser Perfektion verstehe ich auch ein nicht Loslassen können. Unsere Kinder entwickeln sich so rasend schnell. Da fällt es uns Eltern oft schwer mithalten zu können. Und plötzlich steht eine junge Dame oder ein junger Herr vor dir, welche/r ihre/ seine eigenen Ideen verwirklichen möchte. Welche/r eine eigene Sprache entwickelt, welche/r auf Vertrauen setzen möchte und nicht auf permanente Kontrolle. Dies bedeutet für uns Eltern, dass es einen Zeitpunkt gibt, an dem wir nicht mehr jeden Schritt unseres Kindes kontrollieren können und jedes Wort auf die Waagschale legen können. Ab ca. 12 Jahren läuft die Erziehung aus und entwickelt sich immer mehr zu Beziehung. Diese will gepflegt werden. Kinder wollen authentische Eltern, mit denen sie auf Augenhöhe kommunizieren können und nicht Eltern, die ihnen die heile Welt vorspielen und die Jugendlichen dann bitter enttäuscht sind, wenn sie draufkommen, dass es diese heile Welt nicht immer gibt. Das Loslassen der Kinder stellt uns vor großen Herausforderungen, jedoch bin ich der Überzeugung, dass ein Kind, welches zu einer gewissen Selbstständigkeit erzogen worden ist, sehr viele Vorteile hat. Überbehütung und ein „nicht zu trauen“ schwächt die Kinder. Zutrauen, vertrauen und echte Gespräche stärken Kinder in ihrer Resilienz für jetzt und das spätere Leben!

  • Immer bestimmst du!

    Eine Teilnehmerin bei meinem Elterntraining erzählte, dass ihr Sohn sehr oft auf den Versuch ihm Grenzen zu setzen, mit dem Satz: „Immer bestimmst du!“ reagiert. „Toller Sohn!“, dachte ich mir. Er gibt der Mutter Feedback und versucht so sein Bedürfnis auszudrücken. Einen Wunsch nach mehr Selbstbestimmtheit. Es ist die Aufgabe von uns Eltern dieses Feedback der Kinder anzunehmen, zu reflektieren und zu reagieren. Nur so lernen die Kinder auch selber mit Feedback konstruktiv umzugehen. Wir sind bis zu einem gewissen Alter, Vorbilder der Kinder, sie schauen sich unsere Reaktion ab.  Wie kann ich nun auf dieses Feedback reagieren? Idealweise, in dem ich meinen Erziehungsstil reflektiere.

    Hat mein Kind Recht? Bestimme wirklich nur ich?

    Wieviel Freiheit und Mitsprache hat mein Kind? Es ist wichtig, dass die drei Faktoren Freiheit, Mitsprache und Grenzen in der Erziehung vorkommen. Jedes Elternteil hat seinen bevorzugten Faktor, und genau deshalb ist es wichtig hin und wieder sich Gedanken zu machen, wie die Mischung dieser drei Faktoren aussieht. Uns muss bewusst sein, dass ein Faktor allein zu wenig ist. Des Weiteren lohnt es sich zu wissen, wenn die Kinder auch einmal selbstbestimmen und mitsprechen dürfen, das Grenzen setzen umso besser funktioniert. Fühlt sich das Kind verstanden und ernst genommen, nimmt es auch uns ernst. Beziehungspflege könnte es auch genannt werden. Je besser sich das Kind verstanden fühlt, umso mehr ist es bereit auch auf meine elterlichen Vorgaben und Wünsche einzugehen.

  • Wen liebst du mehr?

    Vielleicht habt ihr diese Frage von euren Kindern schon einmal gestellt bekommen, wen ihr mehr liebt? „Mich oder die Schwester?“ Als Eltern ist man schnell in der Zwickmühle.  Es werden ja beide Kinder geliebt. Jedoch fällt es oft schwer dies so auszudrücken, dass auch beide Kinder verstehen, das dem auch wirklich so ist. In der kommunikativen Sichtweise lohnt es sich hervor zu heben, was ihr ganz besonders an eurem Kind liebt. Z.B „Ich mag an dir besonders deine Kuscheligkeit!“ oder „Du machst oft viele Späße, das liebe ich an dir!“

    Diese individuellen Komplimente stärken das Kind

    in der Persönlichkeit und fördern die Bindung zueinander. Jedes Kind will für seine Eltern besonders sein. Auch wie wir unsere Liebe zeigen, kann auf diese individuelle Weise geschehen. Das eine Kind liebt es vor dem Bett gehen gemeinsam zu kuscheln und zu lesen (auch wenn die Kinder z.B. schon längst selber lesen können, lieben manche diese gemeinsame Zeit), das andere Kind braucht vielleicht als Liebesbeweis einen verständnisvollen Umgang mit heftigen Emotionen. Körperkontakt ist meistens jedoch die einfachste und beste Art und Weise,  seine Liebe zu zeigen, vorausgesetzt, dieser wird von den Kindern auch angenommen. Ähnlich ist dies auch mit dem Thema, ob ich jedes Kind gleich behandeln kann. Jedes Kind soll respektvoll, jedoch auf individuelle bzw. bedrüfnissorientere Weise behandelt werden. Das heißt, dass nicht jedes Kind zu jeder Zeit alles genau gleich bekommt, sondern, dass versucht wird, auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen.